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KURIER
DIENSTAG, 13. FEBRUAR 1973
Muschik |
Der elfjährige Luigi La Speranza stellt
im Wiener Künstlerhaus seine Bilder aus
Ein kleiner Meister
Im Ranftl-Zimmer, einem intimen Raum des Künstlerhauses, stellt
der elfjährige Luigi La Speranza (zu deutsch "Die Hoffnung") aus.
Es ist schwer, mit dem Knäblein ins Gespräch zu kommen, besonders
wenn man nach den merkwürdigen Figuren auf seinen farbenprächtigen
Blättern fragt, Sie seien erfunden, kämen aus der Phantasie.
Das ist so ziemlich alles, was Luigi über die rawuzelartigen, spuk-
und hexenhaften Wesen von sich gibt, die da in einer Sphäre zwischen
Ensor und Picasso, Kubin und Indianerkunst zu schweben scheinen.
Das Ganze ist auf eine so selbstverständliche Weise hier
in einer dunklen, satten, dort in einer kräftig leuchtenden Manier
mit Rotringtusche hingestrichelt, daß man erst gar nicht auf den
Verdacht kommt, es könne sich um Entlehnungen handeln. Die Ausnahme
ist "Mein Haus", welches der kleine Mann sich als in einer Art großzügigem,
phantastischem Jugendstil gehalten vorstellt, mit einer umfänglichen
Hundertwasser-Spirale vorne mittendrin. Darauf aber verweist er ausdrücklich.
Malt der Kleine sich Bedrängnisse von der Seele?
Er träume nur selten, erklärt er, ist kurz angebunden, hält
an so nichtssagenden Formulierungen wie den von der Erfindung (ein doch
merkwürdig altkluges Wort!) und den "Einfällen (die er nicht
begründen will) fest. Die Mami, eine ehemalige Tänzerin,
steht im Hintergrund, weicht nur selten aus der Nähe des Buben.
Lebhaft wird Luigi erst, als das Gespräch auf die Schule
kommt. Was ihm der liebste Lehrgegenstand sei? Turnen.
Was er in der Freizeit gern mache? Auf die Bäume klettern.
Wann er die Bilder, die er ausstellt, zeichne? In der Freizeit natürlich.
Beim Zeichenunterricht in der (Rudolf-Steiner-) Schule in Wien werde ganz
anderes von ihm verlangt. An dem Verkauf von Bildern zeigt er sich
interessiert, weil er sich einen Affen als Spielgefährten kaufen will.
Luigi ist ein richtiger kleiner Meister, dem
Phantasie, Sinn für das Kompositorische und die Farbigkeit in gleicher
Weise eigen. Er erklärt auch schon sehr bestimmt, daß er Maler
von Beruf werden wolle. Bosch interessiere ihn. Unter den modernen
Malern, die er liebe, sei Erich Brauer. Meister Ernst Fuchs und Robert
Zeppel-Sperl hat er auch schon besucht.
Muschik |
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