DER STERN
1971


 

Talente
 

Spuk von der Geisterbahn
 
 

Wie ein Achtjähriger zu Maler-Ruhm und Geld kam
 


In der Kellergalerie Brebaum an  der Dusseldorfer Königsallee herrschte Hochlbetrieb. Innerhalb von sechs Stunden waren alle 21 angebotenen Bilder zum Stückpreis zwischen 230 und 500 Mark verkauft. Der Maler, um dessen Arbeiten sich die Sammler rissen, heißt Luigi la Speranza und ist acht Jahre alt.
Der Junge mit den dunklen Augen besucht in Wien die dritte Volksschulklasse, malt mit Filzfarbstiften skurrile Phantasiepflanzen, Phantasietiere und gespenstische Figuren. Für den Wiener Kunstexperten Professor Robert Fuchs ist der kleine Luigi ein Maler des phantastischen Realismus. Und der Wiener "Express" fühlte sich an Paul Klee, den Wegbereiter der abstrakten Malerei, erinnert und entdeckte in den Bildern des Jungen "Märchengestalten und Traumvisionen, die in einem Neu-Jugendstil fließender Linien ineinander greifen".
Derlei Vergleiche und Formulierungen sagen dem achtjährigen Talent freilich wenig. Luigi la Speranza, Sohn einer ehemaligen Tänzerin und eines Italieners, erklärt schlicht: "lch weiß vorher nie, was ich male. Das fällt mir halt so ein."
Warum ihm fast immer Spukfiguren einfallen, wenn er mit seinen Filzstiften über dem Papier sitzt, weiß er nicht zu sagen. Seine Mutter mutmaßt: "Als Luigi fünf war, machte seine Oma mit ihm eine Fahrt in der Geisterbahn im Wiener Prater. Vielleicht liegt's daran."


 
 



 
 

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